Carsten Hermes, Fachkrankenpfleger, Experte und Berater für das Delir-Management.

Das Delirmanagement – ein zentraler Baustein der modernen Intensivmedizin und Pflege

Das Delirmanagement ist ein entscheidender Aspekt der modernen Intensivmedizin und Pflege, insbesondere bei der Versorgung älterer Krankenhauspatienten. Ein Delir ist eine akute Störung der Hirnfunktion, die durchschnittlich etwa ein Viertel aller älteren Krankenhauspatienten betrifft. Es kann schwerwiegende Konsequenzen haben, darunter eine erhöhte Sterblichkeit, verlängerte Krankenhausaufenthalte und ein gesteigertes Risiko für die Entwicklung einer Demenz.

Aktuelle Forschungserkenntnisse
In den letzten Jahren hat die Forschung bedeutende Fortschritte im Verständnis des Delirs erzielt:

  • Pathophysiologie: Es wurden entzündliche Veränderungen sowie Hinweise auf aktive Hirnschädigungen während eines Delirs festgestellt.
  • Auslöser: Häufig liegen die Ursachen außerhalb des Gehirns, wie etwa Infektionen, chirurgische Belastungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten.
  • Langzeitfolgen: Ein Delir kann langfristige kognitive Defizite hinterlassen, die auch nach einem Jahr noch nachweisbar sind.

Wirkung eines strukturierten Delirmanagements
Ein strukturiertes, multiprofessionelles Delirmanagement zeigt positive Effekte:

  • Reduzierte Delirrate: Durch standardisierte Managementkonzepte konnte die Delirrate auf unter 7 % gesenkt werden.
  • Verkürzte Delirdauer: Die durchschnittliche Dauer eines Delirs lässt sich durch strukturierte Programme deutlich reduzieren.
  • Verbesserte kognitive Langzeitprognose: Ein Jahr nach Entlassung zeigen Patienten geringere kognitive Einschränkungen.

Präventions- und Behandlungsstrategien
Zentrale Strategien umfassen:

  1. Früherkennung: Der Einsatz validierter Testverfahren wie CAM-ICU, CAM-IMC, ICDSC und 4AT ermöglicht eine schnelle Identifikation von Risikopatienten.
  2. Nichtmedikamentöse Maßnahmen: Frühmobilisation, Reorientierung, Schlafoptimierung und eine adäquate Schmerztherapie sind essenziell.
  3. Multidimensionaler Ansatz: Studien belegen, dass ein umfassender Ansatz die Delirinzidenz nachhaltig senken kann.
  4. Medikamentöse Strategien: Da eine kausale Therapie fehlt, liegt der Fokus auf der symptomatischen Behandlung.
  5. Institutionelle Konzepte: Der Einsatz stationsinterner und klinikübergreifender Programme, wie das A2F-Bundle, verbessert die Ergebnisse nachhaltig.

Fazit
Strukturiertes Delirmanagement hat sich als effektive Methode zur Reduktion von Delirfällen und deren Folgen bewährt. Weiterführende Forschung ist notwendig, um das Verständnis und die Behandlungsmöglichkeiten des Delirs weiter zu optimieren.

Vorträge, Seminare und Beratungen zum Thema
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Mein Podcast

Als Moderator des Podcasts EKG – Ein konstruktives Gespräch spreche ich zusammen mit Christian Köbke und unseren Gästen regelmäßig über interessante Themen rund um die Intensivpflege sowie weitere Themen der fachpflegerischen Bereiche, von der Notfallpflege über betriebliches Gesundheitsmanagement oder die Arbeit auf der Intensivstation bis hin zum Thema Ethik und Moral in der Medizin u.v.m.